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De Kinder

Mia die Feder > Ois davor

Die Kinder

Am 20.08.1918 wird sie von einer kleinen Tochter entbunden.
Als ihr der Doktor das Kind zeigt, fährt sie zurück. Sie setzt es  als selbstverständlich
voraus, dass das Kind ihr gleich schaut. Das Kind tut dies aber nicht. Es hat eine dunklere
Haut als sie und dunklen Haarflaum auf den Kopf.
"Das ist nicht mein Kind!", meint sie entrüstet.
"Doch, es ist Ihres. Freuen Sie sich darüber, denn es ist eine kleine orientalische Schönheit."
Ja, und wie soll die kleine Tochter heißen?
Da bleibt nur wieder der Name "Theresia".
Der Krieg ist endlich vorbei, aber die Zeiten sind noch sehr schlecht.
Die Mutter, schon einige Jahre verwitwet, wird krank. Theres inzwischen wieder schwanger,
holt sie zu sich und pflegt sie.
Doch das irdische Leben der Mutter neigt sich dem Ende zu. Im Oktober stirbt sie.
Der Tod der geliebten Mutter schmerzt sie sehr, aber sie springt ihr nicht ins Grab nach, wie
sie das als Kind tun wollte.
Das Leben geht weiter...weiter.. weiter..

Am 12. April 1920 wird sie wieder von einer Tochter entbunden,
die wie soll es anders sein, "Maria" getauft wird.

1927 Das Leben geht weiter

Das Leben geht seinen normalen Gang weiter.
Georg, Theres und die Mädchen führen ein angenehmes Familienleben.
Die Woche über hat jeder seinen Aufgabenbereich. Am Sonntag ist der Kirchgang der
ganzen Familie obligatorisch. Elegant und wie aus dem Ei gepellt besuchen sie immer
das Hochamt. Es ist eine christliche Familie, aber keine bigottische.
Georg, die Pflichterfüllung in Person, wird von seinen Chefs geschätzt.
Dem Aufstieg in seiner beruflichen Laufbahn steht nichts im Wege.
Bei seinen Arbeitskollegen ist er sehr beliebt, weil er immer hilfsbereit ist und nie Streit
sucht.

Der Diebstahl

Theres ist eine Superhausfrau, die alles kann und weiß, die äußerst  sparsam mit dem Geld
umgeht; somit mangelt es an nichts.
Auch die Mädchen machen meist nur Freude.
Naja, manchmal gibt es schon Dinge, die der sittenstrengen Mutter  nicht passen. Dann gibt
es von ihr schon was auf den Hintern.
Aber wie heißt es doch? "Nur nicht erwischen lassen!"
Im Frühjahr laufen sie in das Clacis und pflücken Veilchen, die sie zu kleinen Sträußchen
binden, im Sommer sind es Wiesenblumen. Mit diesen kehren sie an den Nordbahnhof
zurück, halten nach der Mutter Ausschau und wenn die Luft rein ist, bieten sie ihre
Blümchen den Reisenden zum Kauf an, ein Sträußchen kostet fünf Pfennig.
Das Geschäft läuft. Wenn die Blümchen weg sind, geht es ab zur Krämerin  und der Erlös
wird in Süßigkeiten umgesetzt, mit denen die Mutter immer recht geizt.
Doch mal im Winter, als es keine Blumen mehr gibt und die Lust auf  etwas Süßes alle
Regeln vergessen lässt, stehlen sie bei der Krämerin einen Kranz Feigen, der zwanzig
Pfennig kosten würde.
Sie haben bisher noch nie etwas entwendet; sie stellen sich auch dementsprechend an.
Die Krämerin merkt es, als sich die Schürze von Thea ausbeult.
Die Mädchen betteln weinend, dass sie nichts ihrer Mutter sagen soll, denn die würde sie "erschlagen." Doch die Krämerin kennt kein Pardon. Pritcherlbreit erzählt sie Sache mit
den Feigen.
Theres möchte vor Scham in den Boden versinken! Ihre Kinder stehlen?
Nein, solche Kinder will sie nicht!
Sie, die lebende Sittenwächterin, für die die 10 Gebote Grundlage des Christentums sind,
kann diesen Verfall ihrer Kindererziehung nicht akzeptieren.
Wie eine Furie verlässt sie den Kramerladen, rennt nach hause.
Die Kinder spielen gerade am Küchentisch.
"Stehlen?" schreit sie. "das werde ich euch austreiben!"
Sie ist in Rage. Sie reißt die Mädchen an den Haaren von den Stühlen, schlägt wahllos
auf die armen Dinger ein, ins Gesicht, schmeißt sie auf den Boden, tritt mit den Füßen nach
ihnen und tritt auf sie ein.
Gott sei Dank ist gerade Thereses Schwester zu Besuch da. Sie hört das Schreien, stürzt in
die Küche und reißt ihre Schwester von den Kindern zurück. "Bist du verrückt? Hör sofort
auf!!"
Da lässt die Rabiate von den Kindern los, die mit blutenden Nasen am Boden liegen.
Nun ist Ruhe und Theres verlässt die Küche. Die Tante nimmt sich der Mädchen an und
versorgt sie.
Als Georg am Abend von der "Schlägerei " erfährt, hat er mit seiner Frau unter vier Augen  
eine ernsthafte Auseinandersetzung. Er droht, bei Wiederholung die Mädchen zu seinen
Eltern zu bringen.
Damals ist es zwar noch Gang und Gäbe, dass Kinder von den Eltern geschlagen werden.
Aber Georg ist einfach dagegen.
Theres verspricht hoch und heilig, die Kinder nicht mehr zu schlagen  und hält sich
auch daran.

Und wieder geht das Leben weiter

Das Familienleben geht seinen normalen Gang weiter.
Naja, Theres ist nicht mehr ganz so schlank, sondern ist schon ein wenig "füllig" geworden.
Sie trägt ihr Haar inzwischen kurz. Die schwere Haarpracht hat bei ihr immer wieder starke Kopfschmerzen verursacht.
Nun liegen die Zöpfe abgeschnitten in einer Schublade. Theres findet ihren "Bubikopf" sehr
chic. Therese ist in ihrem Können durch nichts zu überbieten.
Sie ist eine perfekte Köchin und kann aus einfachen Mitteln immer noch schmackhafte
Mahlzeiten zaubern. Ihr Haushalt ist perfekt. Keine schmutzige Wäsche  und auch keine
Bügelwäsche  oder Flickwäsche liegt umher, das Geschirr ist immer abgespült, die Gläser,
Töpfe, alles erstrahlt in Sauberkeit und Hochglanz. Sie kocht, backt, putzt, poliert, bügelt.
Alte Wollsachen werden aufgetrennt und neu verstrickt. sie schneidert und zwar alles!
Jedes Stückchen Stoff findet Verwendung. Sie geht zu keinem Kaffeeklatsch oder zu
Nachbarinnen. Sie lädt auch keine Freundin zum Kaffee trinken ein. Nein, für so etwas hat
sie keine Zeit.
Aber der Kontakt zu Verwandten wird gepflegt. Das ist ja etwas anderes!
Beide freuen sich über jeden Besuch und fahren auch gerne ins "Fränkische",  zu Georgs
Familie. Es gibt keine Streitereien. Wenn sie dann  zusammen sind, ob in Ingolstadt
oder in der Fränkischen, wird es immer sehr heiter.
Da wird mit Besen, Löffeln, Kamm und Seidenpapier musiziert. Es wird auch viel
gesungen. Aber was wird gesungen? Es heißt doch, wenn die Bayern lustig sind, singen
sie traurige Lieder.
Da kommt "Der Wildschütz Jennerwein", "Des schönste Bleamerl auf der Welt.." "Der
arme Waisenbub",  "Wenn der Auerhahn balzt", "In Nußdorf  draußen." und noch viele
andere. Aber nicht nur traurige Lieder, sondern auch bayerische Schnaderhüpferl tragen
zur Unterhaltung bei.
Natürlich wird auch gejodelt, .Der "Erzherzog-Johann-Jodler" und der "Andachtsjodler"
fehlen da nie.

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