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De Wäwas

Mia die Feder > Ois davor

Familie Weber (bayerisch Wäwa) und Lenting

Natürlich liebt Hans seine Theres von Herzen. Trotzdem, so schnell hätte die Hochzeit normal nicht sein müssen. Auch nicht wegen dem "in Sünde leben". So eine starke  Moral hat er auch wieder nicht.  Aber er hatte ständig die Angst im Nacken,, dass Theres doch mehr über seine nicht ganz so brave Vergangenheit erfahren würde.

Nein, er ist kein Krimineller, aber seine vorehelichen, ausschweifenden Weibergeschichten, seine gelegentliche Sauferei in den Wirtshäusern und nicht zuletzt die Kinder, die er unehelich gezeugt hat, wären für Theres Grund  genug gewesen,  nicht nur die Heirat abzulehnen, sondern auch die Beziehung sofort abzubrechen.
Aber nun ist sie seine Frau! Nun kann nichts mehr passieren!

In seiner Freizeit arbeitet Hans sogar fleißig mit Freunden und Verwandten am Hausbau. Der Keller ist schon ausgehoben und betoniert. Die Wände wachsen in die Höhe. Theres ist über den Verlust ihrer Anstellung etwas traurig. So glänzend  sind die Zeiten 1934 auch nicht. Gott sei Dank hat sie ein finanzielles Polster als Rückhalt.

Die Dienstwohnung am Nordbahnhof müssen sie in Kürze verlassen. Zwar ist das Haus noch nicht fertig, aber auf Grund seiner Heirat bekommt Hans eine Dienstwohnung im Lentinger Wallmeisterhaus gestellt. Die Wohnung ist zwar sehr schön, aber oh je, die Familie muss aufs Land.  Für Hans, dem "Dörfler" ist das kein Problem, aber Theres und die Töchter sind gegen den Umzug. Aber da hilft nichts, die "Schanzerinnen" werden zu "Landfrauen".
Obwohl Theres Wald, Wiesen, Blumen, Sträucher, Bäume und Gärten sehr mag, ist ihr die Mentalität der Landbewohner einfach fremd. Die erste Zeit hat sie Schwierigkeiten, sich damit zurecht zu finden. Bald stellt sie fest, dass der Bürgermeister, der Pfarrer und der Hauptlehrer die wichtigsten Personen sind, die in ihrer Dorfhierarchie gleich hinter Gott stehen.

Man geht hier in erster Linie nicht zur Sonntagsmesse um zu Gott  zu beten, sondern um vom Pfarrer gesehen zu werden. Theres besucht das Hochamt wie sie es aus der Stadt gewohnt  ist, in eleganter Aufmachung, mit Kostüm, Hut, Fuchspelz und modernen Pumps.
Schon hört sie die Frauen, die überwiegend noch die bäuerliche Tracht tragen, untereinander tuscheln: "Habts es  die Weberin heit gsehn? So a neimodisches Kostüm hots oghabt und so an Hout hats aufghabt,  und a no an Pöz und hohe Schouh!"(Habt ihr die Weberin heute gesehen? So ein neumodisches Kostüm hat sie angehabt und so einen Hut hat sie aufgehabt und auch noch einen Pelz und hohe Schuhe.)
In Zukunft werden ihre Kirchenbesuche weniger.

Der Prinz ändert sich

Eine Zeitlang läuft alles gut. Hans ist der perfekte Familienvater. Dann aber geht es an! Hans interessiert sich kaum noch für den Hausbau. Wenn Theres ihm darauf anspricht, meint er: "Was willst denn? Du hockst doch hier in einer wunderbaren Wohnung. Ich brauch auch ein bisschen Freude am Leben."

Hans kommt immer öfter später vom Dienst nach hause, immer öfter auch betrunken. Da darf dann Theres kein Wort sagen, denn in diesem Zustand wird er oft handgreiflich, und scheut nicht davor zurück, sie zu schlagen. Da hilft auch das Dazwischengehen der Töchter nicht.
Zu allem Unglück taucht dann noch eine Frau auf, die behauptet, ein Kind von ihm zu haben. Hans ist gerade zu hause. Theres will der Unbekannten gerade einen Platz anbieten und Kaffee machen. Aber Hans fährt dazwischen. Er ist stinksauer über diesen Besuch.

"Was willst du blöde Kuh? Weiß Gott, von wem du deinen Bankert hast."
"Du weißt genau, dass das Kind von dir ist."
"Ich weiß überhaupt nichts! Und wenn es wirklich von mir ist, dann bekommst du doch vom Militär Unterhalt. Was willst du mehr? Jetzt schleich dich,, aber a weng schnell!"

Die Frau geht. Zornig rennt der Hans in der Küche hin und her. Theres sagt gar nichts, Was soll sie auch sagen? Ein Wort von ihr jetzt und er würde sie zusammenschlagen. Ihr Herz und ihr Gefühl sagen ihr, dass das Kind bestimmt von Hans ist. Im Laufe der Zeit werden die Vater suchenden Kinder immer mehr. Insgesamt erlangt Theres von sieben Kindern Kenntnis, die Hans als Vater haben wollen.
Doch Hans schüttelt sich nur ab. Dieses Thema interessiert ihm nicht. Nebenbei hat er auch immer wieder neue Affären, die sein Interesse viel mehr in Anspruch nehmen.

An einem dienstfreien Tag fahren Hans und Theres in die Stadt. Theres genießt es, mal wieder durch die ihr so bekannten Straßen zu schlendern, Schaufenster anzuschauen und zu überlegen, ob sie sich einen Kleiderstoff leisten kann. Hans dagegen freut sich zum Ausklang des Stadtbesuches auf ein frisches Bier in der "Deutschen Eiche". Theres freut sich auch, dorthin zu gehen, denn das Lokal hat zurzeit Ihre Schwester Rosa in Pacht.
Gerade als sie die Theresienstraße entlang gehen, kommt ihnen eine jüngere Frau entgegen, die zwei kleine Buben an der Hand führt.
Die Frau will auf Hans zugehen, aber er schaut sie nicht mal an. Da rufen die kleinen Stöpsel:
"Papa!" "Papa!" "Papa!"  
Theres sagt zu Hans:
"Jetzt bleib doch stehen! Deine Kinder wollen mit dir reden."
"Lass mich in Ruhe  mit den Kindern!" faucht er und setzt seinen Weg unbeirrt fort.
Theres ist es dann, die stehen bleibt, mit den Kindern einige freundliche Worte wechselt und ihnen wenigstens ein kleines Geldgeschenk macht.

In den folgenden Jahren werden die friedlichen, heiteren Lebensabschnitte immer weniger und kürzer. Das Leben mit Hans wird immer unerträglicher. Wenn immer er Gelegenheit findet, trifft er sich mit Weibern in den Wirtshäusern, säuft und spielt Karten.
Um seinen Frauen- und Bierverbrauch zu finanzieren, verkauft er das Haus im Rohbau und unterschlägt die Sparbücher der Mädchen, die Theres für diese angelegt hat. Hans schreckt nicht davor zurück, sie zu schlagen, wenn sie seine Affären oder seine Sauferei
auch nur andeutet.

Sie weiß keinen Rat, ist total unglücklich.

Eine Scheidung ist damals noch fast unmöglich. Außerdem hat sie auch keinen finanziellen Rückhalt mehr. Die 30iger Jahre sind außerdem sehr schlecht, überall herrscht  Arbeitslosigkeit und Not. Die Töchter sind inzwischen zu hübschen, jungen Frauen herangewachsen. Auch sie leiden unter den Eskapaden von Hans.

Maria die jüngere, hängt sehr an ihrer Mutter. Sie will unbedingt Friseuse werden. Aber trotz aller Bemühungen, ist in der näheren Umgebung keine Lehrstelle zu finden. Auch im weiteren Umkreis findet sich nichts, weit weg von der Mutter will sie nicht. Sie fühlt
sich für ihre Mutter verantwortlich und kann sie doch nicht so schutzlos mit dem brutalen Hans allein lassen. So nimmt sie die schwere Arbeit in Lentinger Ziegelei auf.

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