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Die Entbindung

Mia die Feder > Thea

Die Entbindung

Am 8.März setzen in den frühen Morgenstunden die Wehen ein. Thea weckt Frau Haller.
Diese lässt es sich nicht nehmen, Thea zur Klinik zu begleiten. Als sie dort ankommt,
platzt die Fruchtblase; das Fruchtwasser läuft an Theas Beinen herunter.
Auf der Entbindungsstation wird sie nochmals untersucht. Der Arzt meint, es würde noch
einige  Stunden dauern.
"Sie bekommen nun noch ein Medikament. Dann können sie im Garten  einen Spaziergang machen."
Thea befolgt die Anweisungen. Als sie jedoch ein  kurzes  Stück durch den Klinikgarten
hinter sich hat, befällt sie eine unheimliche Übelkeit, sie zittert am ganzen Körper, ist einer Ohnmacht nahe. Sie lässt sich auf eine Bank fallen. Jetzt merkt sie, dass ihr zwei Ärzte
gefolgt sind. Einer sagt zu dem anderen: "Spricht sie auf das Medikament an?"
"Es scheint so."
Thea wird nie erfahren, für welches Medikament sie Versuchskaninchen war.
Als sich Thea von der Bank erheben will, fällt sie fast um. Einer der Ärzte eilt ihr zur Hilfe
und bringt sie in den Kreißsaal. Er untersucht sie. Er scheint zufrieden.
Sie ist heute alleine da. Die Wehen kommen nun schon in einer kurzen Folge.
In ihren Schmerzen stöhnt sie vor sich hin.
Durch das offene Fenster hört man eine Kompanie Soldaten in Schritt  und Tritt, ein Lied
singend, vorbei marschieren.
Gerade betritt der Arzt den Kreißsaal und meint. "Was jammern Sie denn? Hören Sie die
Soldaten marschieren? Die wurden alle von Müttern geboren. Als deutsche  Mutter ist
man stolz, dem Führer ein Kind schenken zu dürfen."
Thea empfindet das im Moment als schwachen Trost. Aber sie wird nun auch bald einen
strammen Buben das Leben schenken.
Das Baby im Mutterleib ist schon ganz nervös. "Hoffentlich liege ich richtig, damit ich
meiner Mutter nicht zu viele Schmerzen verursache."
Die Hebamme ist nun da. Sie wischt Thea die schweißnasse Stirn ab. Das Atmen zwischen
den jetzt ganz kurzen Wehenpausen, fällt ihr schwer.
Endlich stellt die Hebamme fest: "Der Muttermund ist nun gleich offen.
Pressen, Thea   p r e s s  e n ! ! !
Es ist Mittag 13:00 h als Thea einen fürchterlichen Schrei tut und  das Baby im gleichen
Augenblick durch die offene Pforte ins Leben geschoben wird.
Erschöpft  fällt Thea auf das Kissen zurück, als sie den ersten Schrei ihres Kindes
vernimmt.
"Eine kleine Tochter haben Sie!"
"Eine Tochter?"   
Also nicht der stramme Sohn, den sie erwartet hat.
"Ja, es ist ein winziges, kümmerliches Würmchen. Es ist so zart, wir müssen es gleich in
Watte packen, " In Gedanken fügt sie hinzu: "Hoffentlich bringen  wir es durch."
Nachdem sie das Baby von der Nabelschnur befreit, gewaschen,  und in Watte gepackt
hat, legt sie es seiner Mutter in die Arme.
Thea schaut auf das kleine Bündel und freut sich nun doch.
Das Baby hat natürlich mitbekommen, dass es ein strammer Bub sein sollte und auch
genau gehört, dass es als "kümmerliches Würmchen" bezeichnet wurde.
"Sogar jetzt bei der Geburt ist die Welt schon gegen mich!
"Kümmerliches Würmchen!" Nein, ich will kein Würmchen sein, nicht mal ein
leuchtendes Glühwürmchen. Denen werde ich es zeigen, was aus so einem  kümmerliches Würmchen werden kann! Nein, auch kein großer Wurm, den ein Vogel frisst, sondern ein
großes Tier, mit einer dicken Haut!
Ein Elefant, das werde ich werden! Und Elefanten sind doch auch liebenswerte Tiere. Oder?"
Das Baby ist nun zufrieden, schläft ein und wird von der Schwester in das Babyzimmer
gebracht.

 
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