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Mutti heiratet

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Mutti und Onkel Hans heiraten und…

Mutti und Onkel Hans sind schon ganz nervös. Sie können  nicht heiraten, weil Onkels Papiere immer noch nicht komplett sind. Onkel Hans ist mit seinen Geschwistern im Waisenhaus aufgewachsen, da dauert es eben etwas länger, aber niemand weiß, warum.
Endlich! Im Juni kommt das grüne Signal, es kann geheiratet werden. Die Hochzeit findet in München, der Hauptstadt der Bewegung, statt. Papa hat das "Eiserne Kreuz" bekommen und hat Heimaturlaub. Er und Onkel Xaver, Mamas Bruder, sind Trauzeugen. Manchmal sind diese zwei Männer nur zu Unfug aufgelegt.
Als Onkel Xaver am Standesamt nach seinem Beruf gefragt wird, antwortet er "Schnallntreiber". Doch als er das irritierte Gesicht des Beamten sieht, verbessert er sich schnell: "Bäcker"  Mutti heißt jetzt "Frau Schuderer".
Von dem Standesbeamten wird dem Brautpaar noch ein Buch überreicht, nämlich "Mein Kampf" von Hitler.
Es sind nicht viele Gäste, die anschließend in einem kleinen Lokal feiern. Auch Papa leistet seinen Beitrag zur Unterhaltung. Er klopft an sein Glas und bittet um Ruhe. Er will ein Gedicht vortragen. Alle sind ruhig und schauen ihm erwartungsvoll an, als er auf einen Stuhl steigt und  theatralisch mit seinem Vortrag beginnt:

                            "Im Osten geht die Sonne auf,
                              Im Westen geht sie unter,
                             Jetzt bin ich grad auf den Stuhl raufg´stiegen,
                             Und jetzt steig ich wieder runter!"

Natürlich hat er die Lacher auf seiner Seite.  So geht der lang erwartete Hochzeitstag recht angenehm zu Ende. Mutti hat ein neues Glück gefunden.


..bald darauf kommt mein Bruder Ludwig

Sechs Wochen später, am 2. Juli 1943 kommt mein zweiter Bruder zur Welt. Die Entbindung findet wieder im Friedrichs Haus statt. Frau Händl ist wie immer pünktlich und zuverlässig zur Stelle. Es ist ein langes, faltiges Baby, das man nicht gerade als schön bezeichnen kann, dem die Hebamme da auf  die Welt hilft. Aber es hat vier gerade Glieder und ist auch sonst gesund. Mir gefällt mein Bruder, denn er hat einen gelbroten Haarflaum auf  dem Kopf. Jetzt bin ich nicht mehr allein. Wenn Onkel Ludwig noch leben würde, wäre er der Taufpate. Nun übernimmt Tante die Patenschaft. So wird mein Bruder auf den Namen "Ludwig"  getauft. Das Glück wird somit noch ergänzt.


Uns Kindern passt alles

Mutti und Onkel Hans sind glücklich. Was jetzt noch fehlt, ist eine größere Wohnung. Das kleine Zimmer im Gemeindehaus ist einfach zu wenig. Obwohl, die Spengler Resi neben an mit ihrer Familie auch nur zwei kleine Räume hat und damit auskommt. Es gehört zwar noch eine winzig kleine Kammer dazu, die aber vom Sohn Franz als Schusterwerkstatt benutzt wird. Die Resi ist mit dem Xiri, einem Hans Dampf in allen Gassen, verheiratet. Sie hat einen Sohn, den Sepp, mit in die Ehe gebracht, aber der lebt bei seiner Großmutter.  Vom Xiri hat sie den Franz, (den Schuster) und den Martl. Dazu kommt noch die Nachzüglerin, die Fanny, die in meinem Alter ist. Fanny wurde als kleines Mädchen von einem Motorrad angefahren. Von diesem Unfall hat Fanny eine größere Narbe am Kinn. Mama meint, der Arzt, der das genäht hätte, hat das Kind verschandelt.

Ich verstehe mich gut mit Fanny, wir werden Freundinnen, wir bleiben es. Es ist schön, im Gemeindehaus zu spielen. Auch Beate kommt gerne mit mir her.  Im Erdgeschoss wohnen die Degelmanns. Der Tedd ist so alt wie ich. Wir spielen gerne alle  zusammen. Der finstere Dachboden im Haus eignet sich bestens für Versteckspiele. Besonders wenn das Wetter schlecht ist, tobt manchmal eine ganze Horde von Kindern durch das Haus, Treppen rauf und runter und das mit Indianer Geschrei. Aber niemand regt sich darüber auf. Kinder sind halt so; die müssen sich tagsüber austoben, damit sie am Abend schlafen. Ich greife der Zeit einige Jahre vor, wenn ich erzähle, dass  Beate, Fanny und ich zwar nicht auf den Brettern der Welt, auf diesen Speicherbrettern erfolgreich vor den Kindern aus der Nachbarschaft Theater spielen.
Wir sind zufrieden!

 
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