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Im Dorf

Mia die Feder > As Lebm im Krieg

Das Leben im Dorf geht weiter

In Lenting geht das Leben ohne viele Veränderungen weiter.
Doch, die Männer werden etwas weniger, weil mehrere eingezogen werden. Ansonsten arbeiten die Bauern wie sie es gewohnt sind.
Alle Kriegsgeschehnisse scheinen ganz weit weg zu sein.
Lenting, das am Fuße des fränkischen Jura liegt, ist kein reiches Dorf. Auf den Äckern liegen zu viele Steine. Hauptsächlich werden Kartoffel und Zuckerrüben angebaut, aber auch Getreide und etwas  Mais.
Gutsbesitzer gibt es nicht. Nicht jeder Bauer hat Pferde. Die ärmeren haben halt nur ein Ochsengespann.  
Dann  gibt es noch die "Häuslleut".
Und was ist mit meiner Familie? Wir haben gar nichts! Wir sind nicht mal "Häuslleut!" Aber jeder, der im Dorf lebt, hat sein Auskommen.
Bei meinen Leuten wird auch nicht gejammert. Der Zusammenhalt ist sehr ausgeprägt. So geht auch das Jahr 1940 dem Ende zu.
Onkel Ludwig hatte wegen einer Verletzung kurzen Heimaturlaub. Auch Papa war da.
Dies sind Glanztage, die leider immer viel zu schnell verlaufen.
Die Feiertage  vergehen ohne Höhepunkt. Nur diesmal schauen zwei kleine Mädchen mit leuchtenden Augen auf den glänzenden Christbaum.
Beate ist ein liebes, lebhaftes und gesundes Kind.
Muttis Schwangerschaft bereitet keine Probleme. Das Kind soll Ende März oder anfangs April kommen. Leider bekommt Onkel  Rupert keinen Heimaturlaub .So machen die Schwestern mit ihrem kleinen Fotoapparat bei Gelegenheit immer Aufnahmen, die sie an ihre Männer  ins Feld schicken, damit ihnen die Familie auch in diesen kriegerischen Tagen nahe ist.

Stolz lässt Mutti ihren Bauch sehen, sie die Frau Kipfelsberger. Wenn sie da  an Heidelberg und die Füchsin denkt! Sie ist wirklich dankbar, dass Rupert sie geheiratet hat. Dafür wird sie ihm die beste Ehefrau sein!


Mama schlägt mich

Ich werde zwei Jahre alt, aber niemand nimmt dies zur Kenntnis. Doch, Mama, aber in einer mir unangenehmen Art. Tante Resi, Mamas Nicht aus Nürnberg, ist für eine Woche zu Besuch da. Die Nichte ist nur vier Jahre jünger als Mama, aber trotzdem ist und bleibt Mama die "Tante". Es wäre eine Beleidigung, wenn die Nichte ihre Tante einfach beim Vornamen nennen würde.
Am Nachmittag wollen sie mit mir zum "Reischl" zum Einkaufen, anschließend noch zu Thea und Maria  zum Friedrichs Haus fahren.
Mama badet und versorgt mich. Sie  legt mich noch für einen kleinen Mittagsschlaf in mein Bettchen.
Als sie mich nachher zum Aufstehen aus dem Bett hebt, trifft sie fast der Schlag!
Ich habe ins Bett gebieselt! Das nimmt Mama nicht hin.
Sie zieht mein nasses Hemdchen hoch und versohlt mir den nackten Hintern, dass es nur so patscht.
Gott sei Dank schreitet zu meiner Rettung Tante Resi ein und Mama hört auf.
"Jetzt ist die Suckl zwei Jahre alt und bieselt mir noch ins Bett!" meint Mama voller Entrüstung. Nein, das kann sie nicht vertragen. Sie liebt  mich, doch es muss alles nach ihren Vorschriften und Regeln verlaufen, ich muss folgen! Und sie will ein perfektes Kind!

Das war es mit meinem Geburtstag. Ansonsten gehöre ich zu dieser Zeit nicht zu den wichtigen Personen und rutsche in die Versenkung der Vergessenen.

1941

Die Fotos

Wie schon erwähnt, bin ich nun zwei Jahre alt, aber für niemanden bin  ich wichtig. Selbstverständlich macht Mama alles für mich. Sie ist aber keine Schmuserin. Außerdem reicht ihre Zeit nicht für so ein "Getue."
Auch meine Tante, meine ganz liebe Tante, macht zwar viel für mich, aber sie hat jetzt ein eigenes Kind und dann muss sie sich auch noch um Mutti kümmern, deren Entbindung kurz bevor steht.

Ich gehe dafür jetzt immer brav auf das Haferl. Da lobt mich die Mama; ich bekomme keine Schläge mehr.
Vor der Entbindung sollen noch ein paar Fotos für Onkel Rupert gemacht werden. Um das Gesicht klar sichtbar auf das Foto zu bekommen, muss sich Mutti so stellen, dass ihr die Sonne ins Gesicht scheint. Mama hat schon den Apparat in der Hand. Da fällt ihr ein, dass ich mit auf das Bild soll. Mutti schaut nicht gerade begeistert drein.

Auch ich habe nicht die geringste Lust, mich fotografieren zu lassen. Nein, Mama kann mich nicht dazu überreden, mich neben Mutti zu stellen, die nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihren schwangeren Bauch in die Sonne reckt.
Die ganze Zeit haben sie mich nicht gebraucht und jetzt soll ich schnell so hüpfen, wie sie pfeifen. Ich bin bolisch und bockig.

Dazu immer die Lügerei: "Schau mal her, gleich kommt ein Vogerl raus!"
Es ist noch nie ein Vogerl gekommen. Nur die Sonne hat mich immer geblendet und mir in den Augen wehgetan. Da blinzle ich dann immer mit halb geschlossenen Augen in den Fotoapparat und auf den Bildern hernach schaue ich richtig dumm drein. Nein, ich brauche und will kein Vogerl! Ich drehe mich von der Fotografiererei weg, stelle mich abgewandt an die Hauswand, schiebe meinen linken Daumen in den Mund, lutsche daran und bin zu keiner weiteren Einlenkung bereit!

Auf der Rückseite des Fotos vermerkt Mutti: vierzehn Tage vor der Entbindung. Bin ich nicht hübsch?"
Die bolische Kleine braucht man nicht erwähnen. Sie ist es nicht wert, etwas über sie anzumerken.

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