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Kommunion

Ria de Kloa

Vorbereitungen für meine Hl. Erstkommunion

Mein 9. Geburtstag verläuft angesichts der bevorstehenden Erstkommunion fast ohne Beachtung.
Das große Ereignis der Erstkommunion findet immer am Weißen Sonntag, eine Woche nach Ostern statt. Dieses Jahr fällt er früh: Schon  am 4. April. Dies ist auch der 7.Geburtstag von Robert, aber da wird es dieses Jahr an Beachtung fehlen. Obwohl Kindergeburtstage auch so nicht besonders gefeiert werden. Die Vorbereitungen für mein großes Fest beginnen schon lange vorher.
Das Wichtigste ist das Kleid.
Mama hat noch diesen wunderbaren Stoff mit den Goldfäden. Eigentlich hat ihr der Papa diesen Stoff 1940 mal mitgebracht. Es sollte eine elegante Bluse für sie werden. Jetzt ist
sie froh, dass sie damit das Kleidproblem lösen kann.
Der Stoff ist für Mama so kostbar, dass sie mein Kleid nicht selbst näht, sondern die Schneiderin Anni bekommt den Auftrag. Die Anni ist eine gute Freundin von Tante und erklärt sich bereit, das Kleid zu nähen, obwohl sie gar nicht weiß, wie sie alle Kleider, die sie im Auftrag hat,  bis zum Weißen Sonntag fertigbringen soll.
Mutti und Tante tragen auch sonst mit allen Mitteln bei, so bekomme ich eine Garnitur gaaaanz, gaanz neue Unterwäsche, weiße Strümpfe und weiße Handschuhe. Es ist ein Rätsel, wie sie das geschafft haben.
Einen weißen Rosenkranz, ein Kettchen mit einem Silberkreuz und ein Gebetbuch bekomme ich schon vorher als Geschenk zu meiner Kommunion. Mama näht mir noch ein neues weißes Strapsleiberl, ein weißes Täschchen, sowie weiße Schuhe mit einer Spange und Verzierung. Aber es fehlen doch noch sehr wichtige Dinge, nämlich die Kerze und ein Kränzchen Natürlich sind meine Leute nicht die einzigen, die solche Raritäten suchen Die Eltern von reichen Bauernkindern haben da doch noch ganz andere Möglichkeiten, diese Kostbarkeiten irgendwie einzutauschen.     
Für mich werden die Lebensmittelkarten geopfert. So treibt man doch noch eine Kerze auf. Doch ein Kranz ist nicht zu finden. Es ist schon die Osterwoche, Mama überlegt, ob sie nicht selbst ein Kränzchen basteln und dieses mit den Asparaguszweigen aus Tantes  Blumenstock schmücken kann.
Da bringt Tante endlich die Nachricht, dass die Frau Herold noch einen Kranz hätte. Es ist zwar kein Kränzchen für ein Kommunionkind, sondern es ist ein Brautkranz. Dieser Kranz ist aber nur gegen  viele Zucker- und Fleischmarken zu erhalten. Dieser Aufwand zwingt  zwar sämtliche Vorbereitungspläne für Essen und Backen zu erheblichen Einschränkungen, aber der Kranz wird erworben!
Ich bin ausstaffiert und glücklich!


Und wie wichtig wir Kommunionkinder im Dorf sind!
Überall merkt man die Vorbereitungen.
Ich, mit meinem Goldfadenkleid werde bestimmt die Schönste!
Wenn ich Mama frage, ob ich schön bin, dann meint sie immer: „Du taugst schon nei (hinein) untern Haufen.“  Nie sagt sie, dass ich schön bin! Noch dazu wo ich schon die ganze Zeit nicht in die Sonne gehe, damit mich an meiner Kommunion ja keine Sommermirl verunstalten
.
Endlich bin ich einmal wichtig, wo ich doch sonst nur wegen meiner roten Haare und den Sommersprossen auffalle.
Sogar die Kinder haben schon hinter mir hergerufen: „Du mit deinen Sommersprossen, hast mit dem Teufel Kuhdreck droschen!“
Da hat es Beate gut! Sie hat schöne braune Haare. Ihre Augen sind nie entzündet, kein einziges Sommermirl verunziert ihr Gesicht. Aber jetzt stehe ich mal mit schönen
Dingen im Mittelpunkt!


Meine Wichtigkeit macht sich überall bemerkbar.
Voller Einbildung und Stolz rausche ich dahin und bringe Mama mal wieder zu einem ihrer Sprüche, indem sie mich ein wenig bremst: „Dummheit und Stolz, wachsen auf einen Holz“
. Ich und dumm! Und ich bin doch auch nicht stolz, sondern ich gehöre einfach zu den Wichtigen!
Ja mei, des is halt so, wenn man wichtig ist, ist man eben wichtig!  
Ich habe kaum noch Zeit, um mit Beate zu reden. Ich merke zwar, dass sie genervt ist, aber sie verdreht nur missbilligend die Augen, dreht sich um und läuft davon. Sie denkt bestimmt, der Tag geht doch mal vorbei; ich  werde wieder froh um sie sein.
Übrigens, nächstes Jahr ist sie Kommunionkind, dann schaue ich dumm. Aber mein Denken geht nicht über das Ereignis hinaus.  
Ich muss zu den Anproben zur Schneiderin. Meine Haare werden gewaschen, auf Papierwuggerl (Papierwickler) gedreht, damit ich am Weißen Sonntag die schönsten Stopsellocken habe.
Ich muss in den Pfarrhof zum Kommunionunterricht. Dann kommen die Proben vor und in der Kirche, wie wir uns aufstellen, wer neben wem steht, wie wir reingehen, was wir singen, was wir sagen, wo wir sitzen, wie wir  zur Kommunionbank gehen.
Wir üben auch noch das gemeinsame Sprechen der Erneuerung des Taufgelübdes und das Glaubensbekenntnis:

„Ich glaube an Gott, den Vater und dem Sohn….“

“ich glaube an die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Nachlass der Sünden, Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben. Amen.“


Aber um den Nachlass der Sünden zu erreichen, kommt vor der Kommunion noch die Beichte.
Da muss ich den Beichtspiegel auswendig lernen, nebenbei mein Gewissen genau erforschen, damit ich ja keine Sünde aus meinem sündhaften Leben vergesse! Oh je! All meine Verfehlungen soll ich dann unserem Pfarrer beichten. Der kennt mich ja! So wird er dann  ganz genau wissen, dass ich gar nicht  sooo heilig bin, wie ich immer dreinschaue und wie ich den Anschein erwecken will. Auch wenn ich bei mir keine Todsünden finde, so hat sich doch schon ein Sündenregister in meinem Leben angesammelt:

Tägliche Gebete unterlassen;
der Mama nicht gefolgt;
eingebildet sein,
meine kleineren Brüder an den Haaren gezogen,
von der Marmelade genascht, neidisch gewesen,
und...und...und…..


Ich will noch gar nicht genau darüber nachdenken!
Da hat es der Papa schön, der beichtet in der Stadt oder er kauft sich einen Beichtzettel, damit er beim Pfarrer den Nachweis erbringen kann, dass er die Osterbeichte abgelegt hat. Aber die Beichte werde ich auch überleben.


Die Osterzeit

Am Palmsonntag stehe ich schnell auf, damit ich ja nicht der Palmesel werde. Das ist dieses Jahr der Papa. Aber der nimmt das nicht tragisch, sondern lacht nur dazu.
Im Hochamt lasse ich die  bunten gebundenen Palmkätzchen weihen. Diese steckt Mama hernach hinter das Kreuz in der Küche, damit Gottes Segen immer im Haus ist.
Die Karwoche ist ruhig und es gibt weniger zu essen.
Am Karfreitag läuten keine Glocken, sondern man hört nur die Karfreitagsratschn. Es heißt, die Glocken sind nach Rom geflogen. Von dort werden sie zu Ostern von den Engeln wieder zurück gebracht. In der Kirche sind alle Bilder mit violetten Tüchern verhüllt.
Vorne an der Kommunionbank liegt ein Kreuz am Boden. Wenn man im Knien dort ankommt und den Leib Christi küsst, erhält man einen Ablass.Wir Kinder sammeln mit Freude einen Ablass nach dem anderen. Wir kommen zur Kirchentüre herein, gehen in die Knie, rutschen den ganzen langen Mittelgang entlang, bis vor zum Kreuz, geben unseren Kuss darauf, stehen auf, verlassen die Kirche am vorderen Ausgang, laufen um die Kirche herum und wiederholen unsere Ablassgewinnung.
Vor Ostern braucht der Mittelgang bestimmt nicht mehr geputzt werden, denn das haben wir mit unseren Strümpfen auf den Knien bestens erledigt.  Die Osterfeiertage sind schön.


Ein Stück Geselchtes (Geräuchertes), das Mama kocht und Eier, die Mama färbt, bringt Papa aus Stammham mit. Das Osterbrot backt Mama, den Kren (Meerrettich) gibt es direkt vor der Haustüre, den braucht man nur am Pfarrberg ausgraben.
Beate und ich tragen dieses Jahr die Speisen zur Weihe. Hernach genießen wir alle zuhause das gute, geweihte Osterfrühstück.
Natürlich wissen wir zwei Großen, dass es keinen Osterhasen gibt. Trotzdem freuen wir uns über die bunten Eier im Osternest. Das Schönste sind aber die gebackenen Osterbätzl, die mit Puderzucker bestreut sind und die eine kleine papierene Osterfahne im Rücken haben. Tante, die Meisterin im Organisieren und Beschaffen, hat dieses Osterwunder vollbracht und uns damit überrascht.
Doch dann sind die Osterfeiertage vorbei. Die bunten  Eier sind gegessen, aber mein Kuchenbätzl hebe ich bis zur Kommunion auf.


Die Erstbeichte

Einige Tage vor dem Fest ist es soweit. Wir treten zur Erstbeichte an!
In der kühlen Kirche knien wir sündigen Kinder in der ersten Reihe. Unser hochwürdiger Herr Pfarrer, der Beichtvater, kommt, schreitet mit strenger Miene an uns vorbei, setzt sich in den Beichtstuhl, zieht den Vorhang zu und ein Kind nach dem anderen geht zur Beichte.
Nun bin ich an der Reihe. Mit wackligen Knien tapse ich zum Beichtstuhl, denn meine gefühlte Sündenlast drückt mich fast zu Boden.
Ich knie mich hin und beginne mit zittriger Stimme meine Sünden zu bekennen. „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes. In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden. Erstes Gebot Gebete…(ich muss leiser reden, denn sonst kennt hernach das ganze Dorf meine Sünden…)
Ich habe heilige Namen oft leichtsinnig ausgesprochen“ so geht es durch mein Sündenregister. Natürlich habe ich nicht gegen alle Gebote gesündigt. Auch im 6. Gebot habe ich keine Verfehlungen.
Mein Beichtvater stellt noch einige Fragen, dann bekomme ich die Absolution. Zur Buße bete ich die auferlegten Gebete und kehre noch ganz in mich gekehrt, aber frei von jeder Sünde, heim. Ich schaue in den Spiegel. Der Heiligenschein fehlt mir, außerdem muss ich aufpassen, dass ich nicht noch vor der Hl. Erstkommunion neue Sünden begehe.
Ich merke, dies ist nicht immer ganz einfach, ohne Sünden zu leben, besonders was meine Einbildung betrifft.


Der Weiße Sonntag – Mein Weißer Sonntag


Endlich ist der Weiße Sonntag da!
Das Wetter ist schön. Gott sei Dank regnet es nicht, denn ich hätte keinen Mantel, keine Jacke, keinen Umhang. Aber Jesus hat ein Verständnis mit seinen Kommunionkindern.
Ich muss schon früh aufstehen, damit ich ja rechtzeitig fertig werde. Es gibt kein Frühstück, denn Jesus Leib soll in Form  einer Hostie vor dem Essen in mich eingehen.
“Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach…“
Das Zimmer ist voll, man kann sich kaum umdrehen. Papa liegt noch im Bett. Da geht er wenigstens nicht im Weg um.
Tante Resi aus Fürth und Tante Kuni aus München sind da. Außerdem Mama, Tante, Beate und ich.
Gebadet habe ich schon gestern Abend in der Zinkwanne im Wohnzimmer. Jetzt gibt es nur eine normale Morgenwäsche. Anschließend werde ich eingekleidet. Alles passt wunderbar. Tante Kuni hält schon die Brennschere und Papier bereit. Erst werden die Haare aufgewickelt und die Papierwuggerl entfernt. Am Papier probiert Tante erst aus, ob die Brennschere nicht zu heiß ist und sie mir damit die Haare versengt. Nun bringt sie damit meine Stopsellocken in Form.
Es läutet schon zum Hochamt; ich kann endlich gehen. Alle begleiten mich bis zum Hoftürl und schauen mir voller Stolz nach.
Mutti eilt herbei, denn sie geht mit mir. Die Tanten wollen in einigen Minuten direkt in die Kirche nachfolgen.
Vor der Schule versammeln sich alle Kommunionkinder und nehmen in Zweierreihen Aufstellung. Die Buben gehen voraus. Sie sind alle in dunklen Anzügen, die Mädchen in Weiß.  Wir bewundern uns gegenseitig, aber jede meint, die Schönste zu sein.
Es ist wirklich zu bestaunen, wie es alle Eltern geschafft haben, ihre Kinder so einzukleiden. Eine, die Marianne, hat sogar Seidenstrümpfe und weist alle darauf hin. Natürlich bewundern wir ihre seidenbestrumpften Beine.
Wir werden nochmals zur Aufstellung ermahnt. Unter Glockengeläute ziehen wir in einer feierlichen Prozession in die Kirche ein. Die Eltern, auch alle in Festtagskleidung, frisch onduliert oder mit frischen Wuggerl, stehen in der vordersten Reihe und bewundern ihre heiligen Kinder.
Natürlich sind auch sonst alle aus dem Dorf da. Die Kirche kann nicht alle Gläubigenfassen. Ein feierliches Hochamt wird gehalten, mit einer wunderbaren Predigt, die auf die hohe Bedeutung des heutigen Tages hinweist.
Es läutet zur Wandlung. Die Hostie wird zum Leib und der Wein zum Blut des Herrn.
Dies ist das Geheimnis des Glaubens!  
Nun ist endlich der Augenblick gekommen, wir gehen zum Tisch des Herrn.
Ich bin wirklich ganz erfüllt von dem Gedanken, dass Jesus nun bei mir eingekehrt ist. Nach den Kindern gehen die Eltern und Verwandten zur Kommunion.
Mutti geht nicht! Sie darf nicht! Sie ist von den Sakramenten ausgeschlossen! Sie hat einen geschiedenen Mann geheiratet!
Aber nun steht sie in ihrem einfachen, aber kleidsamen Kostüm mit hoch erhobenem Haupt in der Kirchenbank. Nein, sie ist stolz auf ihren Mann. Sie zeigt weder Demut noch Reue.
Es ist fast Mittagszeit, bis wir heimkommen. Mama hat schon ein gutes Frühstück mit Kuchen und Kaffee hergerichtet.
Natürlich erhalte ich auch kleine Geschenke.
Mama macht mir das schönste Geschenk. Ich bekomme ihren Porzellanengel, der unter einem Glassturz steht. Den hat sie selbst zu ihrer Erstkommunion 1908 bekommen. All diese schönen Dinge stehen auf dem Fenstersims, weil sonst kein Platz ist.
Mit heiterer Unterhaltung genießen wir das Frühstück. Anschließend wird bald zum Mittagsessen aufgetragen. Was Mama wieder Gutes gekocht hat! Grießnockerlsuppe, Schweinebraten, rohe Klöße und Kartoffelsalat. Nachspeise Apfelkompott. Kaum ist das Mittagsessen eingenommen, brechen wir wieder auf, um in die Kirche zur Andacht zu gehen. Hernach müssen wir alle noch in den Pfarrhof um dort unser Gedenkblatt entgegen zu nehmen.
Mama ist schon dabei, den Nachmittagskaffee und den Kuchen herzurichten. Es gibt sogar eine Torte. Für eine Cremfüllung hat es nicht mehr gereicht, so hat Mama diese mit Apfelkompott gefüllt.
Tante Resi schaut im Hof mit dem Papa die jungen Hasen im Stall an. Mama meint, sag der Tante Resi sie soll reinkommen zum Kaffee. Ich stehe auf, gehe ans Fenster, klopfe an die Scheibe. Da passiert mir ein Unglück. Ich stoße an den Engel mit dem Glassturz. Der Sturz fällt. Dabei zerschellt er in unzählige Scherben. Alle im Zimmer schauen entsetzt auf das Fenster. Ich bin wie gelähmt, die Tränen rinnen mir über das Gesicht.
Der Sturz ist kaputt, aber der Engel steht unverletzt da. Nun beruhigen sich wieder alle.  Vielleicht kommen ja mal wieder Zeiten, wo man so einen Glassturz kaufen kann.
Zum Weinen bleibt auch keine Zeit, denn Onkel Hans und Mutti eilen mit mir zum Bahnhof um den Zug nach Ingolstadt zu erreichen.
Wir müssen doch Fotos machen lassen!
Im Zug und in der Stadt sieht man überall Kommunionkinder, die alle mit wichtiger Miene hin und her laufen.
Es ist ein schönes Stück Weg vom Nordbahnhof in die Milchstraße Als wir dort beim Foto Scheuerer ankommen, haben wir eine lange Schlange von Wartenden vor uns. Aber endlich sind auch wir an der Reihe. Mutti streicht mir noch schnell die Haare aus dem Gesicht und richtet meine Stopsellocken. Ich will ein ganz heiliges Gesicht machen. So schaue, besser gesagt, starre ich in die Kamera.
In der Stadt gibt es auc noch Eis. Da meint der Onkel Hans, an so einem Tag soll ich schon ein Eis bekommen. Er nimmt es auf sich, sich in der Warteschlange einzureihen und kommt letztendlich wirklich mit drei kleinen Eis in einer Waffel zurück.
Schon eilen wir wieder zum Nordbahnhof. Müde und erschöpft kommen wir zuhause an. Natürlich muss ich jetzt mein Kleid sofort ausziehen. Mama prüft mit kritischem Blick, ob es noch sauber ist. Wirklich, sie hat nichts auszusetzen.
Die Zuhausegebliebenen haben den Nachmittag gut verbracht. Nun gibt es am Abend noch ein wenig Essen. Ich bin aber so müde, dass ich bald ins Bett auf das kleine Sofa im Flur gehe. Ein wunderschöner, aber auch anstrengender Tag ist vorbei.


Nach dem großen Fest


Es sind ja noch Osterferien und ich kann mich gut erholen.
Tante Resi und Tante Kuni bleiben noch hier. Essen vom Feiertag reicht auch noch am nächsten Tag. Ich freue mich schon auf den Nachmittagskaffee und Torte. Aber leider! Die Füllung der Torte, das Apfelkompott hat nicht gehalten, ist sauer geworden und hat den Tortenboden auch aufgeweicht. Mama kann die restlichen Tortenstücke nur noch wegschmeißen! Dafür sind noch Rohrnudeln da, die sind auch gut.  
Aber die übrigen Ferientage sind schnell vorbei. Mama frisiert meine schönen Stopsellocken aus und ich bekomme wieder meine Zöpfe. Alles, was noch vom Festessen da ist, ist vertilgt. Ebenso mein Kuchen-Osterbätzl..Die Tanten reisen ab. Das Leben nimmt wieder seinen normalen Verlauf. Meinen Heiligenschein lege ich wieder ab, denn ich merke, dass es sehr schwer ist, ein heiliges, Gott gefälliges Leben zu führen. Da ist es schon angenehmer, einige Sünden zu begehen und diese am nächsten Beichttag zu bekennen.

Einen Sonntag später verkündet der Pfarrer den  Termin zur Abgabe der Beichtzettel.
Ich werde mit den Beichtzetteln von Mama und Papa und meinem, sowie einer Geldspende in den Pfarrhof geschickt. Dort steht schon eine Schlange. an wartet,  bis man drankommt. Der Pfarrer sitzt am Schreibtisch. Er hat eine Liste mit namentlicher Aufzeichnung der Pfarrkinder. Jede Abgabe wird vermerkt und der Pfarrer nimmt noch die Geschenke entgegen. Bei den Bauern wird diese Pflicht meist in Form von Naturalien erledigt.
Ohne Beichte beginnt man eine schwere Sünde und daher ist die Kontrolle so wichtig.


Die Kommunionfotos

Zwei Wochen nach dem Weißen Sonntag fahre ich mit Tante in die Stadt, weil wir meine Fotos abholen wollen.
Ich bin schon neugierig!
Im Eingangsbereich beim Foto Scheuerer sind in Schaukästen die schönsten von den Kommunionfotos ausgestellt. Mehrere Leute stehen davor und äußern sich bewundernd über die schönen Aufnahmen. Die schauen bestimmt gerade das Bild von mir an!  
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um endlich einen Blick auf mich werfen zu können. Aber die Leute vor mir begrenzen mein Blickfeld. Da sehe ich mich nicht. Endlich weichen diese Langweiler, ohne einen Blick auf die Schönste, die direkt hinter ihnen steht, zu werfen, machen sie Platz.
Meine Augen durchlaufen die Reihen der Fotos. Ja, wo bin ich denn?  Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, aber ich bin  nicht dabei! Das gibt es doch nicht das kann doch nicht wahr sein!
„Also geh jetzt endlich! Du kennst die auf den Bildern ja doch net“ mahnt Tante. Wir betreten den Laden und holen die Bilder ab.
Naja, so schön bin ich wirklich nicht darauf. Ich frage die Tante „Wie schau ich den auf dem Bild aus?“
Sie mustert mich mit ihren Goldplättchenaugen und meint: ‚‚Ja mei, du schaust halt aus, wiast halt ausschaust.“
Also ein besonderer Fotograf ist der Scheuerer meiner Meinung nach nicht! Aber einen kleinen Trost gibt es doch, denn auch von anderen Lentinger Kommunionkindern sind keine Fotos ausgestellt! Der Fotograf hat bestimmt was gegen Landkinder.

 
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